Erstellt am: 26.03.2024 22:54
Von: Uta Rohrmann

Kategorie: Synode

In manchen Pfarrhäusern geht das Licht aus. Die Hoffnung bleibt.

Bei der Frühjahrssynode des Kirchenbezirks Backnang wurde die Umsetzung des Pfarrplans 2030 beschlossen.


Es ist Passionszeit. Die Zeit, in der Christen an das Leiden und Sterben von Jesus denken. „Die Kirche kommt in der Passionsgeschichte nicht gut weg“, sagt Dekan Rainer Köpf in seiner Predigt im Gottesdienst zum Auftakt der Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks Backnang. Trotz Versagen seiner Jünger habe Jesus nach seiner Auferstehung wieder neu mit ihnen angefangen. Angesichts der aktuellen Krise gelte es, wie Jesus vertrauensvoll an Gottes Zusagen festzuhalten: „Gott gibt immer mehr als wir erbitten. Wir sind seine Kirche!“, so Köpf.

Gesellschaftliche Entwicklungen wie Individualisierung, Rückgang der Geburtenrate und immer mehr Kirchenaustritte - ein Trend, der sich seit Corona noch verschärft habe – sowie weniger Kirchensteuereinnahmen und weniger Pfarrer – all das sind Veränderungen, die den Pfarrplan 2030 notwendig gemacht haben. Verwaltungstechnisch gesprochen handle es sich dabei um eine „Strukturmaßnahme“. Der nüchterne Begriff könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass es schmerzlich sei, wenn in manchen Pfarrhäusern das Licht ausgehe, so Köpf. Ziel des Plans sei, die Kirche arbeitsfähig zu halten.

Die Zahl der Pfarrstellen, die in der württembergischen Landeskirche eingespart werden müssen, ist regional unterschiedlich verteilt – zwischen 15 und 41 Prozent. Im Kirchenbezirk Backnang sind es 27,5 Prozent, die wegfallen – leicht über dem landesweiten Schnitt von 25 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das 6,25 Stellen weniger als bisher; es gibt dann noch 16,5 Pfarrstellen im Kirchenbezirk. Der Prozess soll bis 2030 abgeschlossen sein, es gibt dann laut Oberkirchenrat nur noch „Anpassungen“.

Wie die Vorgaben umgesetzt werden und die Verteilung aussehen könnte, darüber hatte sich ein Vordenkgremium Gedanken gemacht und das Ergebnis auf der Herbstsynode 2023 vorgestellt. Eine lange Reihe von Gesprächen und Beratungen in den Kirchengemeinderäten vor Ort und in den Distrikten folgte. Dekan Köpf stellte das bisherige Ergebnis vor:

Die Gesamtkirchengemeinde Backnang mit momentan fünf selbständigen Kirchengemeinden beginnt einen Fusionsprozess zu einer Kirchengemeinde, aufgeteilt in vier neue Parochien mit insgesamt vier Stellen. Dieser Prozess wird durch die sogenannte vernetzte Beratung des Oberkirchenrats begleitet. Im mittleren Murrtal unterstützen Burgstetten und Oppenweiler personell die bereits fusionierte Kirchengemeinde Aspach – insgesamt stehen hier drei Pfarrstellen zur Verfügung. Für die fünf Gemeinden im oberen Murrtal (Fornsbach-Kirchenkirnberg, Murrhardt-Klosterhof, Murrhardt-Riesberg, Sulzbach-Spiegelberg, Großerlach-Grab), die einen Zusammenschluss mit noch offener Rechtsform planen, sind dreieinhalb Pfarrstellen vorgesehen. Im Weissacher Tal (3,5 Pfarrstellen) werden die Kirchengemeinden Oberbrüden-Unterbrüden mit Lippoldsweiler zu einer Kirchengemeinde Auenwald fusionieren. Über die künftige Zusammenarbeit von Allmersbach, Althütte, Auenwald und Weissach wird noch weiter beraten.

Mit 59 Ja-Stimmen, sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen nahm die Synode den Pfarrplan 2030 an.

Zur Entlastung soll eine Verwaltungsreform bereits zum 1.1.2025 dienen. Zudem wird geplant, so schnell wie möglich eine Transformationsstelle auszuschreiben, um distriktsübergreifend für den ganzen Kirchenbezirk ein Projekt (zum Beispiel Familienarbeit oder Arbeit mit jungen Erwachsenen) zu begleiten, Ehrenamtliche zu koordinieren und geistlich-theologisch zu emanzipieren. Außerdem haben Kirchengemeinden die Möglichkeit, eine etwaige Kindergarten-Trägerschaft auf den Kirchenbezirk zu übertragen – was Pfarrerinnen und Pfarrer zeitaufwändige administrative Aufgaben abnimmt. Das geistliche Betreuungsrecht bleibt bei den Kirchengemeinden, auch an den Arbeitsverträgen ändert sich nichts, wie die Backnanger Kirchenpflegerin Andrea Schreiber erläuterte.

In ihrem Bericht thematisierte Schuldekanin Silvia Trautwein die Bedeutung biblisch begründeter Hoffnung und die zahlreichen Möglichkeiten, diese an junge Menschen zu vermitteln. Bereits in der Kita, in der sich die ganze Gesellschaft abbilde, könnten alle Kinder über biblische Geschichten Grundvertrauen in Gott gewinnen und evangelische Kinder ihren Glauben kennenlernen. Kindergarten, Schule und Kirchengemeinde könnten sich gemeinsam für einen gelingenden Übergang in Schule und auch Religionsunterricht einsetzen, etwa durch Einschulungsgottesdienste oder Vorlesepaten aus der Kirchengemeinde. Mit dem Rechtsanspruch auf schulische Ganztagesbetreuung ab 2026/27 gewinne die Kooperation zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Schule an Bedeutung. Möglich seien etwa eine Jungschar AG, ein Schulfrühstück mit kleiner Andacht, Schulseelsorge oder Hausaufgabenbetreuung. In den Kirchengemeinden sei Familienarbeit wichtig, durch die Eltern und Kinder Glauben entdecken und erleben könnten. Als Beispiel nannte Trautwein das Modell der „Kirche kunterbunt“. Eine hohe Bedeutung für die religiöse Sozialisation habe nach wie vor der Konfirmanden- und Religionsunterricht, mit dem Pfarrer Kirchengemeinde und Schule vernetzten. Der Reliunterricht, an dem auch viele nicht-evangelische Kinder teilnehmen, gehe von der Lebenswelt der Kinder aus und sei für viele die erste Begegnung mit dem christlichen Glauben.

Uta Rohrmann für den Kirchenbezirk Backnang