Erstellt am: 15.09.2015 18:23
Von: Dieter Eisenhardt Dekan i. R., Backnang


Es brennt

Es brennt an vielen Orten unseres Landes. Aber die Leuchtfeuer der Liebe gibt es auch.


Es brennt in Nauen und in Salzhemmendorf, in Remchingen und in Unterweissach. Ich kriege die brennenden Flüchtlingsunterkünfte nicht aus dem Kopf, die verstörten Gesichter der Menschen, die aus Feuer und Wasser zu uns gekommen sind und nun erneut vor einem Aschenhaufen stehen. Das Feuer in Unterweissach brennt in mir weiter. Das Weissacher Tal ist mir Heimat geworden, seit ich vor über 60 Jahren in die Missionsschule gekommen bin. Unterweissach hat die versprengten Glieder der Bahnauer Bruderschaft nach Krieg und Flucht freundlich aufgenommen. Das armselige Restpflänzchen aus dem Osten hat hier neuen Mutterboden bekommen und ist längst zu einem stattlichen Baum geworden. Im Unterweissacher Missionsseminar lernen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Traditionen miteinander zu leben, auch Männer und Frauen aus Südamerika und Afrika sind dabei. Manchmal gibt es Berührungsängste und Konflikte. Was die Studierenden verbindet ist das Hören auf die Bibel. Hier begegnet uns Gott, der alle Menschen liebt. In Jesus Christus heißt das konkret: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“. Matth. 25. 35 Im Flüchtling begegnet mir also nicht nur ein Fremder, sondern Jesus, mein Herr und Bruder. Seine Liebe macht mich so reich, dass ich sie mit meinem Nächsten teile. Im Augenblick ist das der Asylant vor unserer Tür. Deshalb will ich ihn in unserer Stadt wahrnehmen und mithelfen, dass er sich unter uns zu Recht findet. Und die Liebe Christi hilft mir sensibel mit den Ängsten umzugehen, die manchmal dort sind, wo Unterkünfte für Asylsuchende entstehen sollen. Es brennt an vielen Orten unseres Landes. Aber die Leuchtfeuer der Liebe gibt es auch. Männer und Frauen setzen sich zusammen, um zumutbare Unterkünfte zu finden. Einheimische und Ausländer opfern Zeit und Kraft, um Flüchtlinge bei uns willkommen zu heißen und zu begleiten Werden wir das auch künftig schaffen? Am Freitag nach dem Brandanschlag versammelten sich viele Menschen zum ökumenischen Friedensgebet in der Unterweissacher Kirche. Gottes Liebesflamme kann und will auch unsere Herzen entzünden. Deshalb werden wir nicht müde zu bitten: „Und allein von deinem Brennen, nehme unser Licht den Schein. Also wird die Welt erkennen, dass wir deine Jünger sein“. Dieter Eisenhardt Dekan i. R.

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