Erstellt am: 11.07.2022 22:16
Von: Sabine Berthold-Becker, Seelsorgerin bei Menschen mit Behinderung


Barriere-Freiheit

Das leidige Thema


Oft hören wir dieses Wort in Politik und Gesellschaft. Was bedeutet es? Die Freiheit aller Barrieren? Ein Leben ohne Barrieren für alle – ja, das soll es wohl bedeuten. Die meisten Menschen von uns haben Behinderungen oder sogenannte Einschränkungen. Das leidige Thema mit den Aufzügen in öffentlichen Einrichtungen: Noch immer sind Menschen einfach nur ausgeschlossen, weil sie nicht mal das Gebäude betreten können. Oder wie sieht es in den Supermärkten aus?

  • Die Supermarktregale müssten vermutlich anders ausgestattet sein, dass alle sie erreichen können.
  • Auch die ganzen Inhaltsstoff-Listen müssten größer gedruckt sein, damit sie alle lesen können.
  • Wenn Menschen schlecht hören müsste es in allen öffentlichen Bereichen Hörschleifen geben.
  • Und haben Sie schon einmal in einmal in einem Restaurant eine Speisekarte gesehen die es auch in der Brailleschrift (Blindeschrift) zu lesen gib? Und wie ist es mit den vielen berufstätigen Vätern und Mütter wenn Kinderaktionen, da wo Elternbeteiligung erforderlich ist, meist am Vormittag und am Nachmittag an den Arbeitstagen stattfinden?

Das sind nur einige Beispiele. Für Barrierefreiheit gibt es sogar Verordnungen. Und doch bleiben in unserem Leben viele Barrieren erhalten. Und auch nicht alle Barrieren lassen sich beseitigen, weil nicht allen Menschen alles gleich möglich ist. Es gibt aber viele Barrieren die sich gut abbauen ließen. Diese Barrieren sind in unserem Alltag überall zu sehen. Jeder von uns wird dies selbst bemerken, wenn wir an eine Grenze kommen wo es für uns schwierig ist. Und diese Barrieren sind auch in unseren Köpfen. Wo es bei unserem Denken schwierig wird, da gibt es die meisten Barrieren.

Ich glaube, wenn wir wollen, dass alle Menschen beteiligt sind, dann werden wir Möglichkeiten finden die Barrieren abzubauen. Dann bauen wir Aufzüge ein und finden einen Weg. Dann versuchen wir Supermärkte und Angebote so zu gestalten, dass jeder alles bekommen kann. Wenn wir wollen, dass die Menschen den Weg zu uns finden, dann bereiten wir es so vor, dass es gelingen kann. Wir öffnen unser Herz und tun alles, dass es gelingt. Stellen wir uns doch die persönliche Frage: Wollen wir, dass alle Menschen zu uns kommen können?

Und dann tun wir das, was möglich ist.

Ich grüße Sie herzlich mit einem sommerlichen Segen

 

Sabine Berthold-Becker, Seelsorgerin bei Menschen mit Behinderung Im Dekanat Rems-Murr

 


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