Erstellt am: 17.02.2022 22:40
Von: Pfrin. Felicitas Renard, Backnang-Waldrems


Ist das Liebe?

Hans und Margarethe haben es kapiert!


Eiserne Hochzeit. Vor 65 Jahren wurden diese beiden Namen ins Kirchbuch geschrieben. Denn damals haben Herbert und Margarethe geheiratet. Und sie wollten das nochmals richtig feiern. Umgeben von Kindern, Enkeln und Urenkeln. Die Braut gab an diesem Tag das erste Mal zu, hin und wieder etwas von dem Haushaltsgeld für eine Tafel Schokolade abgezwackt zu haben und lachte, als sie hörte, dass die Kinder ihre Tafel Schokolade immer wieder beim Bräutigam erfolgreich erbettelt hatten. Nach so langer Zeit kennen sich Braut und Bräutigam in- und auswendig. Was sollen sie da noch voreinander verheimlichen? Sie haben ihren Lebensweg gemeinsam begonnen und nun viel mehr Zeit miteinander verbracht, als ohne einander. Ob es nur schön war? Glaube ich nicht. Ob es nur schlecht war? Bestimmt nicht! Die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Es ist eine herrliche Gelassenheit bei Herbert und Margarethe zu spüren und doch tiefe Dankbarkeit füreinander.
Ist das Liebe? Wo sind die Schmetterlinge? Das leise Kichern? Das ist lange vorbei. Denn 65 Jahre Ehe heißt, die rosarote Brille schon längst abgelegt zu haben. Wir wissen, dass die Liebe das kostbarste Geschenk ist, das wir kennen. Sie ist aber auch ein zerbrechliches Geschenk. Das Gelingen einer Liebe geschieht nicht automatisch und ist auch nicht selbstverständlich. Wenn aus Verliebtheit starke Liebe wird, dann können auch die Momente ausgehalten werden, die nicht auf die rosarote Wolke passen. Manchmal hat Margarethe vielleicht still ertragen und ein anderes Mal Herbert seine Frau mitgetragen. Der Apostel Paulus sagte einst: Die Liebe hat einen langen Atem, die Liebe ist nicht eigennützig, sie freut sich nicht am Unrecht, sie glaubt alles, hofft alles, erträgt alles. Die Liebe ist die größte Kraft des Menschen. Anders ausgedrückt würde es so zusammenfassen: Die Liebe will den anderen nicht umbiegen, sie nimmt ihn an, wie Gott ihn geschaffen hat. Herbert und Margarethe haben das kapiert, es wird höchste Zeit, dass ich das auch lerne!

 

Pfrin. Felicitas Renard, Backnang-Waldrems


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