Erstellt am: 09.11.2014 22:21
Von: Thomas Eger, Pastor der Liebenzeller Gemeinschaft


Beinahe tot

Momente die man nie vergisst.


Ich erinnere mich noch gut. Ich war 11 Jahre alt. Wir wollten in einem Fluss baden. Dabei fiel ich an einer tiefen Stelle ins Wasser. Ich wäre beinahe ertrunken. In meinem ersten Schrecken versuchte ich Luft zu holen. Aber ich saugte nur Wasser durch Nase und Mund ein. Ich geriet in Panik. Plötzlich lief mein bisheriges Leben wie ein Kurzfilm in mir ab. Ich dachte nur noch: „War es das? Muss ich jetzt sterben?“ Gleichzeitig schrie alles in mir: „Lieber Gott, lass mich nicht sterben!“ Auf einmal bekam ich wieder Luft und schrie um Hilfe. Den Moment, als ich dachte: „Ich muss jetzt sterben!“, werde ich nie vergessen! Ich weiß, es gibt lebensgefährliche Situationen, die bestimmt dramatischer sind. Trotzdem, sterben zu müssen ist nicht schön – egal in welcher Situation. Das erlebte auch der Schreiber von Psalm 116 in der Bibel. Er schreibt, dass ihn „Stricke des Todes umfangen“ haben. Damit meint er nichts anderes, als Angst vor dem Tod zu haben, der gerade zupacken will. Wo Leben bedroht wird, herrscht immer Angst und Not. Sie sind wie Stricke, die sich um mich zusammenziehen, die mich fesseln, gegen die ich mich nicht mehr wehren kann. Wenn dann nicht ein Wunder geschieht, ganz schnell Hilfe von stärkerer Seite her kommt, geht es gnadenlos zu Ende. Wie schnell kommt in diesen Sekunden noch Hilfe? Mitten im Herzinfarkt? Kurz vor dem Ersticken? Menschlich eingeleitete Hilfe kann hier trotz Martinshorn und Blaulicht schneckenlangsam sein! Das bedeutet, diese Hilfe kommt zu spät. In Psalm 116 heißt es weiter: „Aber ich rief den Namen des Herrn an: Ach, Herr, rette mich!“ Warum aber sollte jetzt der Herr – gemeint ist damit Gott – helfen? Ist Gott verpflichtet einzugreifen, wenn ich in Notsituationen nach ihm rufe? Weil er der Schöpfer ist und ich sein Geschöpf bin? Wer kann Gott zu etwas verpflichten? Kein Mensch! Doch der Autor des Psalms ruft nach Gott und seiner Hilfe. Den Grund, so zu Gott beten zu können, nennt er am Anfang des Psalms. Da bekennt er: „Ich liebe den Herrn!“ Was diesen Menschen mit Gott verbindet, ist seine Liebe zu ihm. Gott ist ihm wichtig. Er mag Gott. Er hat Gott dazu berechtigt, sein Leben zu bestimmen. Da herrscht ein herzliches, intensives Vertrauen zueinander. Da ist der Alltag ein Tag mit Gott. Da ist Gott aus keinem Bereich seines Lebens ausgeschlossen. Seine Liebe zu Gott signalisiert ihm, Gott alles mitzuteilen, was ihn beschäftigt – in guten und in bösen Zeiten. Tag und Nacht. Auch in Situationen, in denen er sich tödlich bedroht fühlt. Diese Liebe zu Gott wünsche ich Ihnen. Es gibt niemand der besser helfen könnte als Gott! Thomas Eger, Pastor der Liebenzeller Gemeinschaft

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