Erstellt am: 08.12.2014 13:08
Von: Dekan Wilfried Braun, Backnang


Warten können

Da kommt noch was...


Kannst du warten? Das war eine Frage, die früher Kindern oft gestellt wurde. Ich erinnere mich noch gut daran. Auf das Geschenk zum Geburtstag – warten. Auf das Grün an der Ampel – warten. Aufs Größerwerden – warten. Warten können war eine Fähigkeit, die man einüben sollte. Heute steht die Kunst des Wartenkönnens allgemein nicht mehr hoch im Kurs. I want it all and I want it now – Ich will alles und ich will es jetzt. Diese Liedzeile aus einem Song der Gruppe Queen scheint mir das Lebensgefühl der Gegenwart gut zu treffen. Alles muss schnell gehen. Das Tempo von Fußballspielen und die Taktung von Filmschnitten vor 50 Jahren und heute – dazwischen liegen Welten! Was man früher noch spannend fand, wirkt heute meist langatmig und langweilig. Ist Warten können also überflüssig geworden? Ich glaube nicht. Auf etwas Gewisses ist gut warten, sagt ein Sprichwort. So manchen Brief, den ich im Lauf meines Lebens bekommen habe, sehe ich so und wollte ihn im Nachhinein nicht gegen eine sofort ankommende E-Mail tauschen. Überhaupt: Wer etwas vom Leben erwartet, lebt anders: bewusster, offener, empfänglicher für Signale von außen. Und e i n e Wartezeit hatte und hat für mich bis heute etwas besonders Schönes: der Advent. „Da kommt noch was!“ – war der Leitsatz einer Sprechszene der Konfirmanden im Buß- und Bettagsgottesdienst in der Stiftskirche. Die Worte der Jugendlichen klangen sehr authentisch und gingen unter die Haut. Ja, wir haben etwas zu erwarten – tagtäglich und am Ende der Tage. Gott wird Mensch, dir, Mensch zugute, so heißt es in einem Weihnachtslied. Von daher haben wir allen Grund, auf Gutes zu warten und Gutes zu tun, gerade in den kommenden Adventstagen.

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