Erstellt am: 22.03.2012 19:46
Von: Dekan i.R. Dieter Eisenhardt, Backnang


Wie schaffe ich das?

Die starken Seiten meiner Schwächen wahrnehmen


Im Entdecken von Schwächen bei unseren Mitmenschen sind wir stark und wenn wir heraus bekommen haben, bei denen da oben ist auch etwas faul, tut es uns besonders gut. Fehler, die man bei anderen sieht, wirken erhebend aufs Gemüt. Im kritischen Aufspüren von Fehlstellen bei den Anderen bin ich schnell, beim Wahrnehmen von Schwachpunkten im eigenen Leben eher zögerlich. „Wir sind allzumal Sünder“, habe ich in der Predigt am Sonntag gesagt. Am Montag höre ich am Mittagstisch „ja, Vater, das haben wir auch gemerkt, als du vorgestern am Computer einen Fehler gemacht hast und dann bei der Mutter ausgerastet bist“. Warum musste ich so schnell nach einer Selbstentschuldigung suchen? Warum fällt es mir so schwer zu sagen, ja, das war falsch, es tut mir leid? Die starken Seiten meiner Schwächen wahrnehmen, wie schaffe ich das? Im Jahr 2012 begleitet uns als Jahreslosung ein Wort aus der Bibel. Christus spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. (2. Korinther 12.9) Die Zusage des Auferstandenen fällt wie die österliche Frühlingssonne in das dunkle Gefängnis von Krankheit und Schwermut, in dem der Apostel Paulus eingesperrt ist. Trotz intensiven Betens wird er von seiner belastenden Schwachheit nicht befreit. Er bleibt eine angeschlagene Kreatur im sehr zerbrechlichen Gehäus. Die Kraft, die mir zum Leben hilft, wirkt dort , wo ich auf meine Schwächen stoße. Dort, wo ich mich schmerzlich bloßgestellt erlebe, deckt mich der Mantel einer Liebe, die mich im Tiefsten gefunden hat und bejaht. Ich vertraue darauf, dass mich die Zusage Jesu trägt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. In diesen Tagen erinnern wir uns in der Kirche daran, dass wir in der Passionszeit leben. Die Stationen des Leidensweges Jesu werden anschaulich. Hier erfahren wir die lastenden Schatten des Lebens: Ohnmacht, Versagen , Angst, Schuld sind hinein genommen in seinen Kreuzweg. Auch in der letzten Einsamkeit bin ich aufgehoben in der Passion Gottes, ans Licht gebracht in der Leidenschaft seiner Liebe, die uns im Kreuzestod Jesu ins bleibende Leben holt. Hier lerne ich die starken Seiten meiner Schwächen wahrnehmen. Dieter Eisenhardt Dekan i. R.

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