Erstellt am: 25.03.2011 08:29
Von: Dieter Eisenhardt Dekan i. R., Backnang


Vor der Wahl

Wie verläßlich ist mein Wort


An Worten hat es nicht gefehlt im zu Ende gehenden Wahlkampf, aber wie verlässlich ist das Wort? Ich sage das nicht als moralischer Besserwisser. Die Frauen und Männer, die sich zur Wahl stellen und viel Zeit und Kraft zur Vorbereitung eingesetzt haben, verdienen unseren Respekt und Dank. Wie verlässlich ist mein Wort? Kann mein Gegenüber darauf vertrauen, dass das, was ich sage und schreibe wahr ist? Wir ahnen, was auf dem Spiel steht, wenn ein Ja nicht mehr ein Ja und ein Nein nicht mehr nein ist. Es ist schlecht bestellt, im Staat und in der Wirtschaft, wenn ein ausgewiesener Name in der Unterschrift nicht mehr dafür bürgt, dass das, was auf der Packung steht, dem entspricht, was drin ist. Es kommt uns teuer zu stehen, wenn immer neue Kontrollsysteme eingerichtet werden müssen, die darüber wachen, dass unsere Verantwortlichen, das tun, was sie sagen. Es ist böse, wenn im Zusammenleben in Haus und Gemeinde, ja auch in der Kirche, ein in Treu und Glauben gegebenes Wort, nicht das hält, was es verspricht. Wo Vertrauen zerstört wird, gefährden wir die Luft, die wir zum Leben brauchen. Dienerinnen und Diener am göttlichen Wort, heißen die Pfarrerinnen und Pfarrer in unserer Kirche. Diener – nicht Meister! Wir haben ein feines Gespür dafür, ob Einer auf der Klaviatur des Worts mit seinen Hörern und Lesern nur spielt, oder, ob da ein Mensch sein Gegenüber ganz ernst nimmt. Mit Allem, was ich sage und schreibe bin ich verantwortlich, Gott Antwort schuldig. Er will mit seinem Wort alle Menschen zu Recht bringen, zurechtbringen, nicht zurechtbiegen. Manchmal hilft mir das, etwa wenn ich bei der Arbeit an der Predigt nach dem heilenden Wort suche, oder wenn ich in einer schwierigen Situation am Runden Tisch mit Anderen um das rechte Wort ringe, oder wenn mir in der Nacht des Zweifels das Wort fragwürdig werden will. Das verlässliche Wort, ich kann nicht darüber verfügen, wie über einen Generalschlüssel, den ich in der Tasche habe. Ich habe es nur so, dass ich ständig darum bitte. Darum bete ich für mich und alle Menschen: „Hilf, dass ich rede stets womit ich kann bestehen, lass kein unnützlich Wort aus meinem Munde gehen; und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss, so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss“. (EG 495)

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