Erstellt am: 16.11.2016 22:32
Von: Johannes Wegner, Gemeinschaftspastor im LGV Backnang


Ist die Angst eine blöde Kuh?

Vom christlichen Umgang mit der Lebensangst


im Grunde fängt es schon morgens beim Frühstück an: Ist der Quark vier Tage über dem Haltbarkeitsdatum, muss er in den Müll, weil er könnte ja Krebs verursachen oder zu mindestens schlecht schmecken. Draußen regnet es: „Kind, zieh lieber warme Socken an - und: meld‘ dich, wenn du gut angekommen bist!“. „Mein Bein schmerzt - das wird doch nicht eine Thrombose sein?“ Wir sind voller Angst: abgelaufener Quark, Terror im Fernseher, Stress, Einsamkeit, dunkle Keller oder gruselige Spinnen – die Angst bestimmt leider viel zu viel. Wie damit umgehen und was ist ihr entgehen zu setzen? Ist Lebensangst nur eine blöde Kuh, die uns den Weg versperrt und wir entsprechend mit ihr umgehen sollen? Oder ist diese Vorstellung viel zu oberflächlich? Manche sagen: Du musst deine diffuse Lebensangst bejahen und in dein Leben intergieren. Mache sie zur deiner besten Freundin, gebe ihr einen Namen. Also ungefähr so: „Hallo Agate Angst, schön, dass wir mal wieder eine schlaflose Nacht verbringen, du hättest ja auch bis morgen früh warten können, aber wenn du schon mal da bist: mach’s dir bequem, bekommst auch eine Umarmung“- Mit den eigenen Ängsten in Berührung zu sein, ist sicherlich gut, doch das greift zu kurz, denn die Lebensangst ist weder eine im Weg stehende dumme Kuh noch eine Gesprächspartnerin, mit der man einen Termin vereinbaren oder auch absagen kann. Leise frage ich: Gott, was meinst dazu? Gibt es so etwas wie einen christlichen Umgang mit der Lebensangst? Es muss in einem der Gottesdienste im babylonischen Exil geschehen sein. Hier ergreift der Prophet Gottes das Wort: „Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei! Hab keine Angst, ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich mit meiner siegreichen Hand!“ (Die Bibel in Jesaja 41,10) Menschen, die sich so sehr an die Angst gewöhnt, dass sie taub geworden sind für die beruhigende Stimme Gottes, spricht Gott erneut an: „Hab keine Angst. ich stehe dir bei, ich helfe dir, ich mache dich stark.“ Fünfmal kommt darin in diesem Wort ICH vor. Damit reißt Gott gelähmte Menschen aus ihrer Fixiertsein und ihrer Angst vor der Angst heraus. Er setzt einen neuen Mittelpunkt. Es gibt sicherlich viel mehr und auch differenzierter über den Umgang mit der Lebensangst zu schreiben. Für heute: Wir gehören nicht ihr, sondern Gott. Dein Gott verspricht: „ich schütze dich, ich helfe dich, ich mache dich stark.“ Nicht die Angst, sondern Gott ist das Zentrum deines Lebens. Johannes Wegner, Gemeinschaftspastor im LGV Backnang

Weitere Wortbeiträge finden Sie hier...