Erstellt am: 17.03.2016 19:13
Von: Johannes Wegner Gemeinschaftspastor LGV Backnang


Auf Ostern zugehen

Das österliche Denken einüben


Als Mönche im 12. Jhdt. in den Norden Deutschlands kamen, geriet einer von ihnen, ein Herr von Schöningh, in Gefangenschaft. Er verschwand in der Burg eines Weichselgrafen und niemand wusste, wo er war. Dort lag er in einem Wehrturm auf feuchtem Stroh, und das einzige Licht kam durch ein kleines Fenster ganz oben im Turm. Nach Jahren widerfuhr dem wilden Grafen bei der Jagd ein Unfall und er überlebte nur knapp. Weil er ein abergläubischer Mann war, wollte er den Göttern gefallen durch ein Opfer – er wollte einem Bedürftigen einen Gefallen erweisen. Sein Gefangener fiel ihm ein. Dessen Freilassung sei ausgeschlossen, teilte er ihm mit, aber vielleicht habe er ja einen anderen Wunsch – ein frisches Hemd zum Beispiel oder ein Bündel trockenes Stroh? Der Gefangene wünschte sich etwas ganz anderes. Er bat darum, man möge ihm an jedem Samstagabend eine Leiter in den Turm stellen, eine Leiter, die so hoch sei, dass sie bis zum Turmfenster hinauf reiche. Und sie solle bis zum Sonnenaufgang stehen bleiben. Der Wunsch wurde ihm erfüllt. Ab da stieg er an jedem Sonntagmorgen sehr früh die Leiter hinauf und wartete dort oben auf das Licht des neuen Tages. Und immer wenn die Sonne aufging, das alte Zeichen der Auferstehung Jesu, dann sang er aus dem vergitterten Fenster hinaus das Glaubenslied seiner Brüder: „Christ ist erstanden von der Marter alle. Des soll’n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.“ Das tat ihm gut und stärkte ihn in seiner misslichen Lage. Wie der Zufall es wollte, hörten eines Tages seine Freunde den Gesang und befreiten ihn aus dem Gefängnis. Was der Herr von Schöningh gemacht hat – das ist österliches Denken. Seit Jesus auferstanden ist, kann anders gelebt werden.“Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.” (Die Bibel, 1.Korinther 6,14) – diese Auskunft kann letzte Fragen klären. Darum haben unsere Vorfahren gesagt: Man müsse das österliche Denken einüben, jedes Jahr 50 Tage lang, von Ostersonntag bis Pfingsten. In dieser Zeit sei aller Lebensangst der Eine vorzuhalten, der dem Tod die Macht genommen hat. Herzliche Grüße, Johannes Wegner Gemeinschaftspastor LGV Backnang

Weitere Wortbeiträge finden Sie hier...