Erstellt am: 12.11.2022 20:36
Von: Pfarrerin Ulrike Heinrich, Sachsenweiler-Steinbach


Die fünfte Jahreszeit

und sein kirchlicher Hintergrund in den Fastenzeiten


Gestern hat die 5.Jahreszeit begonnen, seit 11:11 Uhr am 11.11. ist die Karnevalssaison eröffnet. In manchen Gegenden ein überaus wichtiges Datum. In Köln zum Beispiel feiern ab 9 Uhr morgens schon Tausende auf dem Kölner Heumarkt sowie dem angrenzenden Alter Markt und schunkeln mit Glitterregen.

Es macht Spaß, einmal im Jahr in ein Kostüm zu schlüpfen und so zu tun, als ob man jemand anderes sei – zumindest für ein paar Stunden oder Tage. Besonders gut ist es natürlich, wenn einen niemand erkennt. Dann kann man mal so richtig die Sau rauslassen und ausgelassen feiern, danach kehren die Jecken dann wieder ins normale Leben zurück. Eigentlich hat der Karneval – dessen Name aus den beiden Teilen „Fleisch" und „Auf Wiedersehen" besteht, oder auch Fastnacht genannt, die Nacht vor dem Fasten – einen kirchlichen Hintergrund und ist ein Hinweis auf die Fastenzeit.

Die große Fastenzeit bezeichnet die Passionszeit vor Ostern, wo man von Aschermittwoch an fastete und an Jesu Leidenszeit und Tod am Kreuz dachte. In dieser besonderen Zeit wollte man auf Fleisch und viele andere Dinge verzichten, doch um nichts verkommen und wegschmeißen zu müssen, feierte man am Vorabend noch einmal ausgelassen und schlemmte, dazu gehörte auch der Schabernack und sonstige Ausgelassenheiten. Die kleine Fastenzeit begann am 12. November und dauerte bis Weihnachten, weil man sich in der Adventszeit auf Gottes Ankunft in der Welt vorbereiten und besinnen wollte. Darum feierte man am 11.11. noch einmal ausgelassen, zumal dies auch der Namenstag des Heiligen Martin ist und die Martinsgänse verspeist werden wollen. Heute sind diese Zusammenhänge oft vergessen und die meisten Karnevallisten freuen sich über die Ungehemmtheit und die Ausnahmesituation der 5.Jahreszeit.

Wir Menschen wollen die Sorgen und Nöten manchmal abschalten, in einer besonderen Zeit in fremden Rollen schlüpfen und nicht mehr wir selbst sein mit unseren Fehlern und Schwächen. Aber eigentlich hat uns Jesus das größte Geschenk gemacht, er blickt nicht auf unsere Schuld, er sieht den Sündern an und trennt ihn von seiner Sünde. Er nimmt alle unsere Masken weg. Vor ihm dürfen wir sein, wie wir sind. Er selbst nimmt die Fehler und das Ungute weg. Im Galaterbrief 5,1 heißt es: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Da brauchen wir gar keinen Fasching.


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