Erstellt am: 19.05.2021 22:15
Von: Renate Girlich-Bubeck, Backnang


Normal ist das nicht.

Wie ist das nur möglich?


Wie lesen Sie diesen Satz? Fällt Ihnen der ruhige und sympathische Nachbar ein, der in einem plötzlichen Wutanfall etwas zertrümmert, weil ihm ein ärgerliches Missgeschick passiert ist? Oder denken Sie an das Kind, dem Sie eigentlich nicht viel zugetraut haben und nun feststellen, was dieses Kind Wunderbares fertigbringt? Beides liegt in diesem Satz: Missbilligung oder Anerkennung und Staunen.

 

Wie ist es nur möglich, dass Menschen, die sich ängstlich versteckt und enttäuscht und verzagt hinter einer verriegelten Tür auf jedes Außengeräusch mit Herzklopfen reagiert haben, nun plötzlich mutig auf der Straße stehen und von ihrer Überzeugung und Erfahrung berichten? Sie werden mir Recht geben: normal ist das nicht. Was ist passiert?

 

Mit einem der Beteiligten gehen wir in Gedanken ein Stück zurück. Er war einer von denen, die sich ängstlich versteckt haben. Er hat erlebt, was Hass, Missgunst und Brutalität aus Menschen machen kann. Er hat erlebt, wie sein Meister gefoltert, geschlagen und zu Tode gequält wurde. Er hat – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben – richtig Angst gehabt, dass ihm Gleiches geschehen könnte. Und er hatte nur einen Gedanken, nämlich den, wie er sich aus der Affäre ziehen könnte: leugnen, dass er irgend etwas mit diesem gequälten Menschen zu tun hat. Ich kann diese Reaktion gut verstehen. Sie auch? Ja, es tut ihm nachher unendlich Leid, aber er kann das Geschehene nicht ungeschehen machen. Er läuft erst einmal weg vom Ort seiner Feigheit, seines Versagens. Er läuft zu denen, von denen er sich Verständnis erhofft. Zu seiner Beruhigung stellt er fest, dass auch sie Angst haben und sich einschließen, um Repressalien zu entgehen.

Gott sei Dank - sein Meister kennt ihn und die anderen Männer gut. Und er weiß, was sie brauchen. Er ist ja nicht im Tod geblieben. Gott hat ihn auferweckt. Ostern durften wir uns daran erinnern. Jesus, der Meister, geht zu seinen Männern. Er zeigt sich ihnen, versteht ihre Angst, aber lässt sie nicht darin verharren. 40 Tage lang begegnet er ihnen immer wieder, redet mit ihnen, ermutigt sie, erklärt ihnen vieles. Und er wendet sich besonders dem Mann zu, der unter seinem Versagen sicher am meisten leidet: Petrus. Er macht Petrus das wohl wertvollste Geschenk, das es gibt. Er vergibt Petrus sein Versagen. Und nicht nur das. Er, Jesus, sein Meister, der Sohn Gottes, beauftragt ihn damit, seine Gemeinde zu bauen. Und er gibt ihm alles dazu, was Petrus braucht. Sein Vertrauen, einen klaren Auftrag und die Zusage, dass er seine Leute nicht alleine zurück lässt, wenn er zu seinem Vater in den Himmel zurückkehrt. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und ihr werdet meine Zeugen sein.“ – Und so geschah es auch. Pfingsten ist die wunderbare Erfüllung dieser Zusage Jesu.

Auch heute noch werden aus mutlosen, ängstlichen Menschen solch mutigen Zeugen wie Petrus, der ohne Angst und mit Gottes Geist erfüllt auf den Straßen von Jerusalem mutig bekennt, dass er zu diesem Messias Jesus Christus gehört. Und das Wunder geschieht. Mehrere tausend Menschen glauben der Botschaft, gründen Gemeinde und sagen die gute Nachricht von Jesus Christus weiter, der ihr Leben verändert hat. „Wie ist das nur möglich?“ Wenn Gottes Geist Menschen berührt, geschieht Veränderung. Auch heute noch! Lassen wir uns darauf ein. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest.

 

Renate Girlich-Bubeck


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