Erstellt am: 19.12.2023 18:18
Von: Dekan Rainer Köpf, Backnang


Weihnachten

Christus in der Mitte


Es sollte uns fürwahr nichts fröhlicher sein in der Schrift als dies, dass Christus geboren ist von der Jungfrau Maria.

Martin Luther

 

Liebe Leserinnen und Leser,

vor der Reformationszeit war es üblich, die Kinder nicht an Weihnachten, sondern am Nikolaustag ausgiebig zu beschenken. Erst Martin Luther hat den Heiligen Abend in den Mittelpunkt der Festzeit gerückt. Nicht die „Heiligen“ sollten verehrt werden, sondern Christus, der lebendige Gott, der an Weihnachten in der Krippe ein Mensch geworden ist. Und so ist es in evangelischen Gebieten bald üblich geworden, dass das „Christkind“ an Weihnachten zu den Kindern kommt und die Geschenke bringt. Das Christkind als Symbolfigur von Weihnachten ist also eine Erfindung Martin Luthers, um den Geburtstag Jesu schon den Kindern als Geschenk für die Welt deutlich zu machen.

Im Mittelalter gab es auch in unserer Backnanger Stiftskirche viele Seitenaltäre für die Heiligen. Die Menschen fürchteten sich vor Christus, weil er damals als Richter und ehrfurchtgebietender Herrscher dargestellt worden war. Aus Furcht vor einem unbarmherzigen Richtergott waren die Gläubigen vom Zentrum der Kirche „zur Seite hin“ ausgewichen. Sie suchten die vermittelnde Beschwichtigung durch himmlische Fürsprecher, weil sie sich vor dem lebendigen Gott fürchteten. Das war für Luther ein Götzendienst. Er stellte wieder Christus in die Mitte. Durch Christus bekommt die bedingungslose Gnade Gottes Hand und Fuß auf Erden. Deswegen ist eben nun auch das Christkind und nicht der Nikolaus der entscheidende Geschenkebringer. Traditionen bilden ab, was wir glauben.

Was ich nun allerdings besonders schön finde: Luther war in einer liebevollen Weise inkonsequent: Obwohl er das Christfest wichtig nahm, hat er seine Kinder dennoch auch am Nikolaustag und sogar auch noch am Neujahrstag beschenkt. Warum? Weil Liebe großzügig ist und nicht rechthaberisch.

Diese fröhliche Weite Luthers, dieses große Herz wünsche ich uns allen für das bevorstehende Weihnachtsfest. Viele Glocken läuten morgen an Heiligabend. Evangelische, katholische und freikirchliche Kirchengemeinden öffnen ihre Türen ganz weit. Lassen Sie sich einladen. Singen Sie mit, wenn der ganze Erdkreis jubiliert: „Freue, freue dich oh Christenheit“.

 

Dekan Rainer Köpf,

evangelischer Kirchenbezirk Backnang

 


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