Erstellt am: 21.01.2017 19:57
Von: Pfn. Elke Gebhardt, Oppenweiler


Nix war's

Von Gott enttäuscht - und dann?


Da bittet und fleht man einmal, dass Gott etwas Schlimmes nicht geschehen ließe, und….? Nix war´s. Da wendet sich jemand mit großer Erwartung an Gott – und wird enttäuscht. Es scheint verständlich, wenn dieser Mensch mit Gott nichts weiter zu tun haben will. Dennoch bleiben Fragen übrig. Wenn ich Gott gewissermaßen „kündige“, will ich ihn irgendwie bestrafen. Aber wem nützt diese Reaktion? Will ich Gott diese Botschaft mitgeben: wenn du nicht hilfst, wie ich dich doch flehentlich gebeten habe, dann will ich überhaupt gar nichts mehr von dir wissen? Ob sich Gott dadurch zwingen lässt? Und anders: Nützt es denn mir? Rache ist süß, habe ich vielleicht das Gefühl, und empfinde sie auch als gerecht, aber Fakt ist dennoch: die Situation an sich ändert sich dadurch nicht. Meine aus Wut und Enttäuschung getroffene Entscheidung: Gott, du kannst mir mal gestohlen bleiben!, lässt mich etwas einsamer zurück. Das Lebensgeschick des Jesus von Nazaret war menschlich gesehen tragisch. Ein überdurchschnittlich besonderer und hilfreicher Mensch wird durch Verleumdung ans Kreuz geliefert. Auch hier hat Gott nicht geholfen, und das war schon damals sehr anstößig. In der Folgezeit wird Jesus wieder gesehen, das wird als Auferstehung interpretiert, - und eine neue Einsicht macht sich breit: Gottes Hilfe hört mit dem Tod nicht auf, seine Perspektive reicht weiter. Gott bewahrt nicht vor allem Bösen, aber in allem Bösen – auch, dass ich es aushalten und dulden kann. So kann jemand, der von Gott tief enttäuscht ist, auch und gerade deswegen den Weg zu Gott suchen und seine Enttäuschung klagen. Er kann darum bitten, dass er nicht verbittert wird und hart gegenüber anderen. Er kann Gott bitten um eine neue Sicht des Geschehenen. So wie es in der Jahreslosung verheißen ist: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch, spricht der Herr. Diese Veränderung wird nicht von heute auf morgen geschehen, aber sie kann geschehen. Wenn der Satz Jesu im Matthäusevangelium heißt: Ich bin bei euch alle Tage, dann meint das auch: ich bin bei euch in den verzweifelten Nächten, in der Wut der Enttäuschung, in der entsetzlich langen Durststrecke, in der Tiefe. Geben wir Gott eine Chance? Geben wir uns eine Chance? Pfn. Elke Gebhardt, Oppenweiler

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