Was hält und trägt mich
Im neuen Film des US-amerikanischen Drehbuchautors und Regisseurs Wes Anderson „Der phönizische Meisterstreich“ entgeht der skrupellose Industrielle Korda bei einem Anschlag auf sein Flugzeug nur sehr knapp dem Tod. In dieser Situation stellt er sich die Frage: Was trägt und hält mich wirklich? Geld, Macht und Erfolg sind es offenbar nicht. So kommt er zu dem Entschluss, die Verantwortung in seinem Wirtschaftsimperium abzugeben – allerdings nicht an seine Söhne, sondern an seine Tochter, eine Nonne.
Es muss keine Nahtoderfahrung sein. Auch beängstigende Diagnosen bezüglich der eigenen Gesundheit oder derjenigen von Angehörigen, der überraschende Verlust des Arbeitsplatzes, vielleicht auch der Ruhestand nach einer erfüllenden Tätigkeit oder die Entfremdung von Kindern oder Eltern: immer wieder stellt sich unvermittelt die Frage: Was gibt mir jetzt noch Halt? Für Menschen, die bereits eine persönliche Beziehung zu Gott pflegen, kann das (wenn es gut läuft) das Vertrauen auf Gott sein. Andere machen sich aus solchen Anlässen auf die Suche. Stille, Gebet, Singen und Musik, Verweilen in Gottes Gegenwart, gute Gespräche oder ein paar Tage im Kloster (prinzipiell für jeden möglich) können dabei helfen.
Für mich sind diese Praktiken wie eine Türangel. In meinem Leben gibt es viel Bewegung – wie bei einer stark frequentierten Tür. Doch auch, wenn die Tür (genauer: das Türblatt) gelegentlich zugeknallt wird, die Türangel ist der Ruhepol. Sie bleibt bei all den vielen Bewegungen in Ruhe.
Gerade in schwierigen und turbulenten Zeiten ist der Glaube an Gott für mich quasi die Türangel, die mir Halt gibt. Doch auch ohne Krisen ist mir das Zusammenspiel von Türblatt und Türangel wichtig. Ich bin in Bewegung, manchmal in Unruhe. Immer wieder ist es um mich herum unruhig. Dann still zu werden und mir die Türangel – Gott – bewusst zu machen, hilft mir. In aller Bewegung brauche ich einen inneren Ruhepunkt.
Wer während des Straßenfests zwischendurch einen Ruhepunkt sucht: die Kirchentüren stehen offen.
„Was trägt mich?“ – Das ist auch das Thema des Straßenfest-Gottesdienstes der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK). Er findet am morgigen Sonntag um 10 Uhr auf dem Marktplatz mit Band und Poetry Slam statt. Egal, ob Sie Großindustrielle oder Sozialhilfeempfänger, Nonne oder Suchender sind, Sie sind herzlich eingeladen.
Klaus Herberts ist 1. Vorsitzender und Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Backnang.