Von: Pfarrer Achim Bellmann, Murrhardt
Die Saat ist ausgesät
Die Gnade Gottes ist verschwenderisch.
Jesus erzählte: Ein Bauer ging aufs Feld und säte. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Vögel pickten sie auf. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden. Die Körner gingen schnell auf, aber die Pflanzen vertrockneten, weil sie kaum Erde hatten. Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die erstickten die junge Saat. Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Sie gingen auf und wuchsen heran und brachten viel Frucht.
Wenn wir dieses Beispiel hören, wo sehen wir uns? Belagert von Raubvögel, die alles weg fressen? Unter den Dornen, weil der Druck von allen Seiten auf uns lastet? Oder trifft uns das Beispiel von der heißen Sonne, die alles aufkeimende Leben verbrennt? Als Kontrast zu dem was uns drückt begegnet uns ein Bauer, der über sein Feld geht und sät. Mit einer ruhigen Bewegung streut er Korn über den Acker, geduldig, gleichmäßig.
Die Hand voller Korn, freimütig öffnet er sie, so dass etwas auf den Weg fällt, etwas auf den Felsen, etwas zwischen die Disteln und das meiste landet auf fruchtbarem Boden. Das Beispiel Jesu ist leicht zu verstehen. Aber verstehen wir auch die Überraschung, die uns herausfordert? Jesus stellt uns Gott vor und der agiert nicht unter den Vorzeichen von Effizienz und Ertrag. Er sät unter dem Vorzeichen der Liebe. Gott riskiert, dass Gutes auf trockenen und steinigen Böden landet. Nicht weil es egal ist, was wir tun und wie wir leben.
Aber die Gnade Gottes ist verschwenderisch und großzügig. Und immer wieder wirkt sie, wo sie am meisten gebraucht wird. Er kommt, um Glauben und Hoffnung dort auszustreuen, wo wir ihnen keine Chance zum Wachsen mehr einräumen. Das ist hier bei uns. Woran sieht man, dass die Saat aufgeht? Die Menschen damals fühlten sich wehrlos unter der Willkür der Herrschenden. Nun wurden sie so berührt, dass die Gottesbeziehung die Mitte ihres Lebens wurde. Hass und Bitterkeit wurden überwunden und eine Freiheit zur Barmherzigkeit entstand, die tiefe Spuren hinterließ. Wir werden auch nicht aus unseren Rahmenbedingungen gebeamt. Aber der Säemann versetzt uns in den Stand unseren Weg mit menschlicher Zugewandtheit und mutigen Gottvertrauen zu gehen. Das gibt uns Hoffnung, dass in seinem Sinne eine gute Wende möglich ist.
Das soll uns neu beflügeln - in unserem eigenen Leben, in unserer Gemeinde, im Blick auf unser Land und unsere Welt. Die Saat, die Gutes wachsen lässt, ist ausgestreut.
Pfarrer Achim Bellmann, Murrhardt